So altersgerecht ist Ihr Zuhause

Alloheim-Experten erklären, worauf Senioren achten können, um Risiken und Unfälle im Alltag zu vermeiden. Zudem geben sie Tipps, was bei der Pflege der eigenen Angehörigen wichtig ist.

19.01.2022

Pflegekraft des mobilen Pflegediensts sitzt zusammen mit Senior im Wohnzimmer bei ihm zu Hause

Viele Menschen haben im Alter Angst, durch einen schlimmen Sturz ihre Unabhängigkeit zu verlieren. Das ist nachvollziehbar, doch leider führt diese Angst oft in einen Teufelskreis: Wer sich aus Angst zu stürzen weniger bewegt, vernachlässigt nicht nur die eigene Gesundheit, sondern erhöht durch die fehlende Bewegung auch wieder sein Risiko zu stürzen. Statt auf Bewegung zu verzichten, sollten Gefahren im Alltag erkannt und aus dem Weg geräumt werden. Armine Iskandaryan, Pflegedienstleitung beim Ambulanten Pflegedienst "Speyer", und ihr Stellvertreter Clemens Kögel kennen aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrung praktisch jede Hürde und Herausforderung. Im Experteninterview erklären sie, worauf Senioren und ihre Angehörigen achten sollten, um Risiken und Unfälle im Alltag zu vermeiden und Stürze vorzubeugen. Und Sie erläutern, worauf es beim altersgerechten Wohnen ankommt und wie Alloheim Angehörige auch in schwierigen Pflegesituationen kompetent unterstützt.

Was gehört zu einer altersgerechten Wohnung?

Armine Iskandaryan: Eine altersgerechte Wohnung fängt schon vor der Haustür an: Habe ich einen Fahrstuhl, der mich in die richtige Etage bringt? Oder habe ich im Treppenhaus die Möglichkeit mich festzuhalten oder kurz hinzusetzen, wenn ich Pause machen muss? Vor der Wohnungstür geht es dann weiter: Ist der Türrahmen breit genug, sodass ich mit einem Rollator oder einem Rollstuhl durchkomme? Das betrifft natürlich auch die Zargen in den Innenräumen der Wohnung. Gerade in Altbauten ist das oftmals ein schwieriges Thema.

Clemens Kögel: Ein weiteres Hindernis ist der Balkon. Viele Wohnungen haben hohe Trittleisten in Richtung Balkon, sodass Menschen im Rollstuhl große Schwierigkeiten haben ihren Balkon überhaupt noch zu nutzen. Einige moderne, altersgerechte Wohnungen verfügen über begehbare Duschen, höhenverstellbare Waschbecken oder Toiletten sowie kippbare Spiegel für Menschen im Rollstuhl. Das findet man in der Regel aber eher im Krankenhaus oder Pflegeheim als in den Wohnungen unserer Kunden.
 

Welche Tipps und Tricks kennen Sie, um Unfälle im Alltag vorzubeugen?

Kögel: Die Beleuchtung spielt eine große Rolle und sollte nicht unterschätzt werden. Das betrifft alle Räume, auch die Flure. Denn im Alter lässt die Sehkraft nach, sodass es bei geringer Beleuchtung schwerer fällt Stolpergefahren zu erkennen und sich zu orientieren. Möglichkeiten zum Festhalten sind ebenfalls wichtig. Für das Bad kann man Haltegriffe kaufen und diese mit Saugnäpfen in der Nähe von Waschbecken und Toilette oder in der Dusche anbringen. Das gibt, besonders auf rutschigen Fliesen, zusätzliche Sicherheit. Um generell einen sicheren Gang zu behalten, ist gutes Schuhwerk wichtig. In der Wohnung kann man alternativ auch auf Stoppersocken zurückgreifen.

Iskandaryan: Das Sturzrisiko ist ein sehr wichtiges Thema und hier beraten wir sowohl Angehörige als auch unsere Kunden selbst in Einzelgesprächen und mit Informationsflyern, die sich am Expertenstandard zur Sturzprophylaxe in der Pflege ausrichten.

Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege

Stürze stellen insbesondere für ältere Menschen ein hohes Risiko dar. In Folge eines Sturzes können nicht nur Wunden und Frakturen entstehen – oft führen sie zur Einschränkung der Beweglichkeit. Zudem können Menschen nach einem schweren Sturz das Vertrauen in die eigene Mobilität verlieren. All das mindert nachhaltig die bisherige Lebensqualität. Rechtzeitig die eigenen Risikofaktoren zu kennen und vorbeugende Maßnahmen durchzuführen, fördert die Mobilität und gibt Lebensqualität zurück. Die deutschlandweit gültige Richtlinie „Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege“, herausgegeben vom Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung, konsolidiert Expertentipps zur Sturzprävention, indem sie Gefahren identifiziert und beschreibt, wie diese aus dem Weg geräumt werden können.

Kögel: Beim Thema Sturzvorbeugung kann man wirklich gut selbst tätig werden. Viele unserer Kunden können ihre Füße nicht mehr richtig heben und schlurfen deshalb durch ihre Wohnung. Dabei stellen vor allem Teppiche eine Gefahrenquelle dar. Wir empfehlen dann entweder den Teppich zu entfernen oder in der Wohnung ebenfalls einen Rollator zu benutzen. Sogenannte ‚Indoor-Rollatoren‘ sind leichter und schmaler als die Modelle, die man draußen benutzt. Auch über zu lange Hosenbeine oder Röcke kann man stolpern. Solche Kleidungsstücke sollte man zur Änderungsschneiderei bringen und kürzen lassen, um diese Sturzgefahr auszuschließen.

Wichtig ist uns, dass wir die Pflegebedürftigen eng in den Pflegeprozess einbeziehen und Hilfe zur Selbsthilfe vermitteln. Dadurch können unsere Kunden noch so lange und so viel wie möglich selbst machen und ihr Leben eigenständig im gewohnten Umfeld fortführen.

Clemens Kögel, Stellvertretende Pflegedienstleitung beim Ambulanten Pflegedienst "Speyer"

Clemens Kögel, Stellvertretende Pflegedienstleitung beim Ambulanten Pflegedienst "Speyer"

Clemens Kögel, Stellvertretende Pflegedienstleitung beim Ambulanten Pflegedienst "Speyer"

Welche Fragen stellen Ihnen pflegende Angehörige häufig?

Kögel: Fragen, die wir immer wieder hören sind: Wie lagere ich einen Bettlägerigen richtig und wie dokumentiere ich das? Und: Wie benutzt man einen Rollator und stellt ihn richtig ein?
 

Und – was antworten Sie?

Kögel: Positionierungsunterstützung ist ein wichtiges Thema. Bettlägerige und bewegungseingeschränkte Menschen müssen regelmäßig anders gelagert werden, um Schmerzen zu lindern, die Atmung zu verbessern und das Liegen so angenehm wie möglich zu gestalten. Ein häufiger Fehler ist beispielsweise, dass das Kopfteil des Bettes nicht in die Horizontale abgesenkt wird. Dadurch ist der Körper abgeknickt und die Lagerung misslingt. Bei der Dokumentation sollte man nicht nur die Zeit notieren sondern auch, in welche Richtung man die Person gelagert hat.

Beim Einstellen des Rollators passiert es leider häufig, dass die Griffe zu weit unten sind, sodass der/die Pflegebedürftige zu weit nach vorne gebeugt läuft. Langfristig ist das aber eine falsche Benutzung. Die Höhe der Haltegriffe muss auf Höhe der Handgelenke sein. Beim Einstellen sollten die Arme entspannt nach unten hängen. Generell ist der Einsatz von Rollatoren etwas, bei dem es oft viel Überzeugungsarbeit braucht.
 

Warum braucht es hier Überzeugungsarbeit?

Kögel: Vielen steht der eigene Stolz im Weg und die Angst, mit einem Rollator alt auszusehen. Dabei vergisst man aber, dass man damit auch wieder viel besser und sicherer laufen kann. Wir empfehlen unseren Kunden es einfach mal auszuprobieren. Vielleicht in den Abendstunden, wenn nicht so viele Nachbarn unterwegs sind. Die Erfahrung zeigt: Danach wollen die meisten ihren Rollator nie wieder hergeben, weil er auch einfach so praktisch ist – zum Beispiel, um kleinere Einkäufe im eingebauten Korb zu verstauen. Auch zu solchen Themen fragen uns Angehörige häufig um Rat. Beratung ist im ambulanten Pflegedienst deshalb das A und O.

Was bietet Alloheim in der ambulanten Pflege?

Iskandaryan: „Alloheim mobil“ hat bundesweit 25 Standorte. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen insbesondere bei der Grund- und Körperpflege zu Hause, wie Zähne putzen, rasieren, kämmen, duschen, waschen usw. Wir bieten aber auch Leistungen in der Kranken- und Behandlungspflege an. Das heißt, wir unterstützen bei der ärztlich verordneten Medikamentengabe, der Insulin- und Kompressionstherapie oder auch beim Wechseln von Verbänden. So eine Unterstützung braucht man manchmal ganz plötzlich. Beispielsweise wenn man eine Operation im Krankenhaus hatte und entlassen wurde, aber die Wunde weiterhin versorgt werden muss. Hier unterstützt Alloheim bei der Genesung in den eigenen vier Wänden.

Wir bei ‚Alloheim Mobil‘ greifen deutschlandweit auf ein gut funktionierendes Netzwerk aus Physiotherapeuten, Sanitätshäusern, Ärzten und Tagespflegen zurück, um schnell und kompetent den ambulanten Pflegeprozess mit den richtigen Hilfsmitteln zu unterstützen.

Armine Iskandaryan, Pflegedienstleitung beim Ambulanten Pflegedienst "Speyer"

Armine Iskandaryan, Pflegedienstleitung beim Ambulanten Pflegedienst "Speyer"

Armine Iskandaryan, Pflegedienstleitung beim Ambulanten Pflegedienst "Speyer"

Wobei unterstützen Sie Ihre Kunden im Alltag?

Kögel: Wenn gewünscht und im Pflegevertrag festgehalten, helfen und unterstützen wir auch dabei die Wohnung sauber zu halten. Wir spülen das Geschirr, machen – wenn möglich gemeinsam mit dem Kunden – das Frühstück, holen die Post rein, bringen den Müll raus… all die alltäglichen Dinge, die man manchmal nicht mehr ausführen kann, wenn man pflegebedürftig wird. Falls notwendig, sind wir bis zu drei Mal täglich und auch nachts bei unseren Kunden. Das ist insbesondere bei der Wundversorgung und Medikamentengabe notwendig und abhängig von den ärztlichen Verordnungen.

Und wie unterstützen Sie Angehörige?

Iskandaryan: Dadurch, dass wir unsere Kunden meist täglich sehen, können wir gut verfolgen, wie sich deren Leistungsfähigkeit entwickelt. Wir können durch unsere Nähe und Expertise sehr gut beurteilen, wann die Pflegebedürftigkeit so groß wird, dass wir eine Anpassung der Maßnahmen oder den Übergang in eine Pflegeeinrichtung empfehlen.

Kögel: Viele Angehörige können eine Verschlechterung der Leistungsfähigkeit ihrer Verwandten, aufgrund von Familienverpflichtungen, Berufstätigkeit oder weil sie in einer anderen Stadt wohnen, nicht so genau verfolgen und sind deshalb dankbar für unsere Empfehlungen und Einschätzungen. Auch Angehörige, die ihre Verwandten selbst pflegen, beraten wir oder übernehmen im Rahmen der Verhinderungs- und Entlastungspflege die zeitweise Betreuung.

Verhinderungspflege

Menschen, die ihre Lieben zu Hause pflegen, können nicht immer da sein. Manchmal kommt Unerwartetes wie ein Krankenhausaufenthalt dazwischen. Und manchmal braucht man auch etwas Zeit für sich. In diesem Fall kann Alloheim die Pflegeleistung im Rahmen der Verhinderungspflege zeitweise übernehmen – entweder durch unseren ambulanten Pflegedienst oder in einer von rund 240 Pflegeeinrichtungen deutschlandweit.

Informieren Sie sich über Angebote in Ihrer Nähe.

Bieten Sie auch gemeinsame Aktivitäten an?

Kögel: Wenn gewünscht, können unsere Kunden einmal wöchentlich an einem Betreuungsnachmittag teilnehmen. Hier kommen die Pflegebedürftigen aus Speyer und Umgebung, die wir von Alloheim im ambulanten Dienst betreuen, zusammen. Dabei wird Bingo gespielt, Kaffee getrunken, Kuchen gegessen und gemütlich beisammen gesessen. In den Hochinzidenzphasen der Pandemie mussten diese Angebote leider pausieren, aber ansonsten bieten wir dies unter Einhaltung der jeweils gültigen Hygiene- und Coronaschutzbedingungen ebenso wie auch Einzelbetreuungen an. Dazu zählen beispielsweise der gemeinsame Einkauf im Lieblingssupermarkt, ein Spaziergang und viele andere Aktivitäten.