Ann-Christin Comes ist gelernte Friseurin und Make-up-Artistin. Heute arbeitet sie in der Verwaltung der Alloheim Senioren-Residenz „Wohnpark Dimbeck“ in Mülheim an der Ruhr. Wieso sie sich für diesen Seiteneinstieg entschieden hat, erzählt sie im Interview.
17.05.2022
Das Video ist Anfang 2021 entstanden.
Hauptsächlich habe ich mich aus finanziellen Gründen und wegen der Arbeitszeiten dazu entschieden. Ich stand kurz vor der Hochzeit und dachte darüber nach, vielleicht irgendwann mal ein Haus mit meinem Mann zu kaufen – das war für mich als Friseurin finanziell fast unmöglich. Hinzu kommen die späten Arbeitszeiten bis 20 Uhr und das auch samstags. So kam für mich der Entschluss mich beruflich umzuorientieren.
Für mich stand fest, dass ich auf jeden Fall in die kaufmännische Richtung wechseln möchte. Dann sprach mich eine Freundin darauf an, dass bei ihr in der Einrichtung, sie selbst arbeitet im „Wohnpark Dimbeck“ im Sozialen Dienst, eine neue Verwaltungskraft gesucht wird und ob das nicht was für mich wäre. Also habe ich mich 2017 auf die Stelle als Hilfskraft in der Verwaltung beworben und sie auch bekommen.
Und nicht nur die Tätigkeit an sich hat mir auf Anhieb gut gefallen, sondern auch der Kontakt mit den Bewohnern und den Kollegen, die hier wirklich ein Traum sind, ist super. Noch dazu habe ich mich im Vorfeld über die Branche informiert: Die Pflegebranche ist krisensicher und hat Zukunftsperspektive, denn gepflegt wird immer – noch dazu in einer immer älter werdenden Gesellschaft. Also habe ich gemerkt, dass das eigentlich der perfekte Beruf für mich ist!
Ich habe 2018 einen komplett neuen Ausbildungsgang zur Kauffrau im Gesundheitswesen gemacht. Der Vorteil einer bereits abgeschlossenen Berufsausbildung ist, dass man die Ausbildungsdauer verkürzen kann. Deswegen habe ich wegen meiner vorigen Ausbildung als Friseurin auf zweieinhalb Jahre reduziert.
Das fängt an mit den regulären Schulfächern: Man hat unter anderem Deutsch, Biologie, Politik und Business Englisch. Diese Fächer hat jeder Berufsschüler, egal welcher Ausbildung. Und dann gibt es noch die spezifischen Fächer zur jeweiligen Fachrichtung. Bei der Ausbildung zur Kauffrau im Gesundheitswesen waren dies Fächer wie Rechnungswesen, Abrechnungsmanagement, Gesundheitsmanagement, Marketing und Datenverarbeitung – hierbei zum Beispiel lernt man alles über Microsoft Excel, wie man Tabellen erstellt und verschiedene Formeln nutzt, aber auch wichtiges zum Thema Datenschutz.
Während der Ausbildung hatte ich zwei Tage die Woche Unterricht in der Berufsschule und drei Tage arbeitete ich im Büro der Senioren-Residenz. Mein Vorteil war, dass ich schon ein Jahr hier gearbeitet habe, bevor ich die Ausbildung anfing. Deshalb wusste ich schon sehr viel und war auch ziemlich gut in der Schule – ich hatte einen Einser-Durchschnitt. Da ich die Einzige in der Klasse war, die in einer Pflegeeinrichtung arbeitete, habe ich einige Vorträge unter anderem zum Thema ‚Abrechnungen in der Pflege‘ vor meinen Mitschülern halten dürfen und ihnen von meinem Wissen aus der Praxis erzählt. Daher war es so, dass ich in der Berufsschule das anwenden konnte, was ich in der Einrichtung gelernt habe – wobei es häufig ja andersherum ist.
Am Anfang ist es mir sehr schwer gefallen „offene Posten“ zu bearbeiten, also Zahlungen, die beispielsweise noch nicht von den Pflegekassen getätigt wurden oder falsch verbucht waren. Am Anfang hatte ich dabei etwas Probleme, die Zusammenhänge zu verstehen und mir alles zu merken. Außerdem machte ich mir selbst einen gewissen Druck, die offenen Posten klären zu müssen, weil uns als Einrichtung ja Geld fehlte, das uns eigentlich zusteht. Mittlerweile zählen die „offenen Posten“ zu meinen Lieblingsaufgaben, weil das manchmal ein bisschen Detektivarbeit ist. Und die macht eigentlich richtig Spaß.
Meine Arbeit ist sehr abwechslungsreich und langweilig wird es hier nicht. Neben buchhalterischen Aufgaben für die monatlichen Rechnungen gibt es einige Aufgaben, die jeden Tag anfallen.
Meine Kollegen und ich beraten regelmäßig die Angehörigen unserer Bewohner: Wir beantworten Fragen zu den monatlichen Abrechnungen, erklären die jeweiligen Posten und den Ablauf der Verrechnung mit den Leistungen der Pflegekassen. Aber auch Interessenten beraten wir zum Beispiel zur Kurzzeitpflege oder zur vollstationären Pflege in unserer Einrichtung.
Außerdem haben wir viel Kontakt zu unseren Bewohnern, weil wir hier ihr Taschengeld verwalten. Sie kommen deshalb regelmäßig zu uns, um sich Geld zu holen. Wir rechnen aber auch mit dem jeweiligen Friseur oder Fußpfleger, der bei unseren Bewohnern war, direkt ab.
Teil unserer Einrichtung ist auch das Betreute Wohnen, um dessen Verwaltung wir uns kümmern. Wir sind Vermieter dieser seniorengerechten Wohnungen, deshalb führen wir regelmäßig Besichtigungen im Betreuten Wohnen durch, um Interessenten unseren Wohnpark zu zeigen.
Das Besondere ist der enge Kontakt zu unseren Bewohnern. Sie kommen sehr gerne zu uns in die Verwaltung und lassen sich beispielsweise manchmal ihre Post von uns vorlesen. Auch wenn sie Fragen zu ihren Kontoauszügen haben, helfen wir immer. Denn viele ältere Menschen haben bei finanziellen Themen ein bisschen Angst und wissen nicht, ob sie dabei alles richtig machen. Über unsere Unterstützung sind die Bewohner immer sehr dankbar und freuen sich auch immer über eine nette Unterhaltung mit uns.
Ein Bewohner ist mir bisher besonders im Gedächtnis geblieben: Er kam häufig zu mir ins Büro, hat sich zu mir gesetzt und gefragt, ob er mir bei der Arbeit helfen kann. Ich gab ihm dann immer ein paar Stapel Papiere, weil er mir gerne beim Sortieren helfen wollte. Er brachte mir auch ab und an Schokolade mit. Das war immer sehr süß, wenn er hier zu uns gekommen ist und quasi mit mir „gearbeitet“ hat.
Ich wünsche mir, dass ich noch viele weitere Jahre in der Einrichtung bleibe, weil ich mich hier super wohl fühle. Außerdem kann ich mir vorstellen, in Zukunft häufiger in anderen Residenzen auszuhelfen. Dies habe ich im vorigen Jahr schon ein paar Mal gemacht und es hat mir sehr viel Spaß gemacht, mit meinem Know-how andere Kollegen zu unterstützen. Noch dazu hat man dadurch ab und an mal einen kleinen Tapetenwechsel vom Alltag im eigenen Büro. Der Vorteil bei Alloheim ist, dass wir viele Senioren-Residenzen in ganz Deutschland haben, gerade auch in Nordrhein-Westfalen, wodurch ich die Möglichkeit habe, viele andere Einrichtungen kennenzulernen.
Ob als Quereinsteiger oder mit abgeschlossener Berufsausbildung – in unseren Senioren-Residenzen stehen viele Wege offen für den Einstieg in die Verwaltung: