Zukunft der Pflege

Zur Regulierung der Leiharbeit

13.02.2024

Pflegedienstleiter Steven Müller im Gespräch mit einer Mitarbeiterin bei Alloheim

„Die Entscheidung des Bundesrats zur Regulierung der Leiharbeit in der Pflege ist ein überfälliges Signal. Wir brauchen klare, einheitliche Richtlinien, um Leiharbeit wieder zu einem sinnvollen Instrument gegen vorübergehenden Personalmangel in der Pflege zu machen“, konstatiert Dr. Steffen Hehner, CEO der Alloheim-Gruppe.

Das ursprüngliche Ziel, Leiharbeit als flexible Lösung für vorübergehenden Personalmangel und als Einstieg für Menschen aus prekären Beschäftigungsverhältnissen zu nutzen, hat sich ins Gegenteil verkehrt. Was einst als sinnvolles Mittel gedacht war, ist nun zu einem kritischen Kostenfaktor geworden. Die aktuelle Ausgestaltung der Leiharbeit stellt ein wachsendes Problem im Gesundheitswesen dar, insbesondere in der Pflege. Sie entzieht dem System beträchtliche finanzielle Mittel und belastet alle Träger – egal ob öffentlich, freigemeinnützig oder privat. Diese Belastungen haben weitreichende wirtschaftliche Auswirkungen und beeinträchtigen die interne Kooperation sowie die Pflegequalität.

Wirtschaftlich gesehen führt die steigende Anzahl an Leiharbeitnehmern, oft ehemaliges Stammpersonal, zu erheblichen Personallücken in Pflegeeinrichtungen. Die Betreiber stehen vor der Wahl, entweder die Belegung und damit die Pflegeplätze zu reduzieren oder die benötigten Arbeitskräfte zu weit höheren Kosten von Leiharbeitsfirmen zurückzuholen. Diese zusätzlichen Kosten im Vergleich zum Stammpersonal werden nicht refinanziert.

Intern belastet die Leiharbeit das Stammpersonal sowohl zeitlich als auch psychisch stärker, da sie die Defizite der Leiharbeitskräfte ausgleichen müssen. Darüber hinaus birgt sie Konfliktpotenzial zwischen Stammpersonal und Leihkräften hinsichtlich unterschiedlicher Bezahlung, Arbeitszeiten und Loyalität gegenüber der Einrichtung.

Mit Blick auf die Pflegequalität ist es das Ziel, den Anteil von Leiharbeitnehmern in den Einrichtungen so gering wie möglich zu halten. Leiharbeitnehmer mögen zwar über die gleichen beruflichen Qualifikationen wie Stammpersonal verfügen und in der Lage sein, eine fachlich gute Pflege zu gewährleisten, aber Stammpersonal verbessert die Qualität der Bezugspflege, da es die Bewohner und ihre individuellen Bedürfnisse und Vorlieben gut kennt. Insbesondere demenziell veränderte Bewohner profitieren von festen Abläufen und bekannten Gesichtern.

Es bleibt abzuwarten, wie die Initiative des Bundesrats in Berlin aufgenommen wird.
Unsere Haltung aber bleibt unverändert: Wir kämpfen für geeignete Rahmenbedingungen und gehen gleichzeitig mit eigenen Konzepten voran. Unser Springerpool, um Kapazitätsengpässe zu bewältigen, stößt bereits in vielen unserer Einrichtungen auf große Resonanz und unterstützt unsere Stammbelegschaft erfolgreich. Der Alloheim-Springerpool setzt sich aus festangestellten Pflegekräften zusammen, die bedarfsgerecht in verschiedenen Einrichtungen innerhalb ihrer zugeordneten Region einspringen. Derzeit können wir so bei Engpässen auf über 100 Kolleginnen und Kollegen deutschlandweit zurückgreifen.