Mit 97 Jahren vital und gelenkig

Mit den Fingerspitzen bis zum Boden kommt Lieselotte Michaelis trotz erlittenem Oberschenkelhalsbruch ohne Probleme. Ihre Tipps für das Erreichen ihres stolzen Alters gibt sie gerne an ihre Enkel und Urenkel weiter. Auch im folgenden Beitrag verrät sie einige ihrer Tipps.

17.09.2021

Portrait von Lieselotte Michaelis, Bewohnerin im Seniorenheim "Haus am Stadtpark" in Schwerte

Sport schon in jungen Jahren

In ihrer Jugend entdeckte Lieselotte Michaelis ihre Leidenschaft am Sport. Sie versuchte sich zusammen mit ihren Freundinnen an verschiedensten Sportarten: „Wir haben geturnt, aber auch Weitsprung, Hochsprung, Laufen und Gymnastik ausgeführt“, berichtet Lieselotte Michaelis aus ihrer Jugend. „Und das hat sich erhalten. Wenn man das regelmäßig macht, dann sitzt das drin.“

„Mein Streben: Du schaffst selber was“

Nach ihrer Schulzeit arbeitete Lieselotte Michaelis zunächst als Haushälterin und Verkäuferin in einem Textilgeschäft, später auch im Büro einer Molkerei. Gemeinsam mit ihrem Ehemann baute sie ein Haus und packte dabei tatkräftig mit an. „Mein Vater hatte Konkurs anmelden müssen und dabei sein Haus verloren. Er hatte eine Gastwirtschaft und eine Bäckerei. Dann habe ich immer wieder gedacht: Papa, ich werde das schaffen. Ich baue mir auch selbst was auf. Und so ist das Haus mithilfe meines Mannes entstanden. Ich hatte einen sehr fleißigen Mann. 43 Jahre waren wir verheiratet, da lässt sich sowas machen“, erinnert sich die in Lünen geborene Dame. Der Hausbau war auch mit Verzicht und Disziplin verbunden: „Mein Mann und ich haben von 1956 bis 1972 überhaupt keinen Urlaub gehabt, weil wir im Aufbau waren. Da haben wir gedacht, das wollen wir schaffen.“

Im Alter nachher, als wir Rentner waren, haben mein Mann und ich dann Reisen gemacht, auch ins Ausland. Das haben wir genossen. Wir haben bei allem, was sich gerade anbot, die Gelegenheit ergriffen.

Lieselotte Michaelis, Bewohnerin im „Haus am Stadtpark“ in Schwerte

Vorbereitung auf das Leben im Alter

Bis vor etwa acht Jahren lebte Lieselotte Michaelis in ihrem Haus in Schwerte. Als ihr Enkelsohn dann heiratete, entschied sie sich dafür, Platz für seine Familie zu machen und aus dem Haus auszuziehen. In einer Einrichtung für Betreutes Wohnen fand sie ihr neues Zuhause. „Dort konnte ich eigenständig leben, hatte meinen eigenen Eingang, und alles war ebenerdig und altengerecht. Die Wohnung wählte ich in weiser Voraussicht, dass ich eventuell eines Tages ins gegenübergelegene Heim gehen kann. So habe ich mich auf mein Alter vorbereitet.“

Umzug ins Pflegeheim

Ende 2019 erlitt Lieselotte Michaelis einen Oberschenkelhalsbruch. Nach dem Krankenhausaufenthalt zog sie deshalb in die Alloheim Senioren-Residenz Haus am Stadtpark“ in Schwerte. „Als ich hierher kam, hat es mir gleich wirklich gut gefallen. Wir haben hier nette Pflegekräfte, ich habe mein eigenes Zimmer, das schön gemütlich ist und ein kleines Radio. An den vielen Veranstaltungen hier nehme ich sehr gerne teil. So bin ich zufrieden und mehr als glücklich.“

Ich kann voller Zufriedenheit auf mein Leben zurück blicken. Es ist alles erfüllt, ich habe zwei Enkel und vier Urenkel. Alles war gut.

Lieselotte Michaelis, Bewohnerin im „Haus am Stadtpark“ in Schwerte

Gymnastikübungen am Rollator

Um sich weiterhin fit zu halten, macht Lieselotte Michaelis jeden Tag Gymnastikübungen für sich alleine am Rollator. „Den stelle ich mir fest und der steht dann so bombensicher, dass ich alles damit machen kann.“ Die Knie nimmt sie 50 Mal am Stück abwechselnd bis zur Hüfte hoch. „Vielleicht auch mit zwei bis drei Wiederholungen. Manchmal auch in der Nacht, wenn ich nicht mehr schlafen kann. Dann stehe ich auf und fange an. Und bin dann anschließend wieder soweit, dass ich schlafen kann.“

 

Bewohnerin des Alloheim Pflegeheims in Schwerte macht Gymnastikübungen am Rollator

 

Auch bücken kann sich die 97-Jährige noch bis zum Boden. „Ich konnte mal meine Hände flach auf den Boden legen, aber seit dem Oberschenkelhalsbruch geht das nicht mehr. Aber ich mache immer bis zur Schmerzgrenze mit durchgestreckten Knien. Man hilft sich so gut man kann, das macht was aus.“

 

Seniorin bückt sich mit den Fingerspitzen bis zum Boden

Ich bin zufrieden, wenn ich den Erfolg sehe – mein Leben lang. Auch zum Beispiel früher im Garten nach Feierabend, das hat mir Freude gemacht. Das ist auch der Erfolg für mein langes Leben, wenn ich so zurück blicke.

Lieselotte Michaelis, Bewohnerin im „Haus am Stadtpark“ in Schwerte

Bei allen Aktivitäten dabei

„Hier in der Einrichtung bin ich bei allem mit dabei.“ Ob bei Gymnastik, Gedächtnistraining oder Rätselraten, Lieselotte Michaelis ist an allem beteiligt: „Ich sage nie nein und mache immer alles mit, so gut es geht.“ Auch die tägliche Hausarbeit lässt sie sich nicht nehmen: „Ich mach auch mein Zimmer noch selber ordentlich. Mein Bett mache ich mir. Ich möchte helfen, bei allem was geht, und auch den Pflegekräften alles erleichtern. Das ist schön und macht ja auch Freude, wenn man selber noch was kann.“

Lieselotte Michaelis ist wahnsinnig aktiv, nimmt überall dran teil und das ist einfach super. Sie sitzt am Radio, informiert sich über das Weltgeschehen, ist weiterhin interessiert. Und das ist das Wichtigste – weiter aktiv am Leben teilzunehmen.

Michaela Kops, Leitung Sozialer Dienst im „Haus am Stadtpark“ in Schwerte

Michaela Kops, Leitung Sozialer Dienst im „Haus am Stadtpark“ in Schwerte

Portrait von Michaela Kops, Leiterin des Sozialen Diensts im "Haus im Stadtpark" in Schwerte

Tipps an folgende Generationen

Lieselotte Michaelis hofft, dass sie ihre Energie und Sportbegeisterung auch an ihre Enkelkinder weitergegeben hat. „Wenn meine Enkel anrufen, sag ich jedes Mal, dass sie schön auf sich und ihren Körper achtgeben sollen. Da kann ich aber auch ganz beruhigt sein.“

Man kann im Alter gute Ratschläge geben, aber auch nur geben, nicht vorschreiben, und mit gutem Beispiel voran gehen.

Lieselotte Michaelis, Bewohnerin im „Haus am Stadtpark“ in Schwerte