Der Lockdown schränkte Kultur und Veranstaltungen sehr stark ein. Mit viel Kreativität und Engagement kämpfte die Wuppertaler Senioren-Residenz „Michaelsviertel” eindrucksvoll dagegen, um wieder etwas Normalität für die Bewohner zu schaffen. Eine Veranstaltungsreihe mit lokalen Künstlern entstand.
11.06.2021
Die Sonne scheint, Weingläser klirren, es wird geschunkelt und mitgesungen: Die Balkone im Innenhof sind besetzt, Bewohner haben andere Bewohner eingeladen, um sich ein Konzert anzuhören. Der Künstler unten auf dem Parkplatz ist kein geringerer als der stellvertretende Residenzleiter Kai von Lünenschloß, Gitarrist und Musiktherapeut und somit für diesen Auftritt ausgezeichnet vorbereitet. „Wir hatten Startschwierigkeiten, weil der Wind die Noten weggeweht hat“, erzählt er rückblickend lachend. „Aber es hat sich gelohnt, wir hatten viel Spaß und es ist wunderbar, was daraus geworden ist.“
Bis dahin hatten, wie überall im ersten Lockdown, über Monate keine Veranstaltungen in der Senioren-Residenz „Michaelsviertel" stattgefunden. Dabei waren es die Bewohner in dieser Einrichtung gewohnt, regelmäßig Veranstaltungen genießen zu können. „Das gehört zu unserem Konzept, Konzerte und Aufführungen aller Art sind doch für alle Menschen wichtig“, erzählt von Lünenschloß. Die medizinische und therapeutische Wirkung von Singen und Musik sei schließlich nachgewiesen und fester Bestandteil der Einrichtung. Nach seiner eigenen gelungenen Premiere entstand über den Sommer die Idee, die günstige Bauweise des Gebäudes zu nutzen und regelmäßig Künstler einzuladen.
Die Balkone, die Fassaden und das Fenster des geschlossenen Bistros sind der Rahmen für die Bühne auf dem Parkplatz. So waren vielfältige Events möglich: Unter anderem sorgten der Flamenco-Gitarrist Maxim Lysov, Sänger und Pianist Sven Hollmann und das Kleine Projektensemble des Sinfonieorchesters Wuppertal für viel Unterhaltung und Spaß unter den Bewohnern.
„Besonders gefallen hat mir an den Fassadenkonzerten, dass ich den Menschen ein wenig Freude bescheren konnte!“
Das absolute Highlight jedoch war für die Bewohner das Marionetten-Theater „Maatz“. Über einen Bewohner kam der Kontakt zustande und mit handgeschnitzten Figuren führte das Ensemble das „Tapfere Schneiderlein“ auf. Besonders das Ende der Show mit Konfetti und Lichtshow kam gut an. Ohne Corona hätte dieses Event vermutlich nie stattgefunden. Denn der Familienbetrieb in dritter Generation stammt aus München, war vor dem ersten Lockdown im Rheinland zu Besuch und ist dann wegen der Pandemie geblieben. Nur dadurch konnte der Kontakt zustande kommen.
Wenn Kai von Lünenschloß erzählt, ist ihm die Verwurzelung in Stadt und Viertel anzumerken. Der Familienvater bemerkt: „Mit den Fassadenkonzerten sind die Welten zueinandergekommen, so wie es sein soll. Deswegen werden wir die auch fortsetzen, für die Bewohner und das ganze Viertel.“ Denn auch die Häuser in der Nachbarschaft profitieren von diesen Auftritten. Sicher ist, dass das Sinfonieorchester auf jeden Fall wieder kommt, mit weiteren Künstlern gibt es bereits Gespräche. Zwischen Ende März und September dieses Jahres sollen rund ein Dutzend Konzerte stattfinden.
„Musik gefällt mir immer. Hätte sogar etwas lauter sein können. Lieder, die bekannt waren, habe ich mitgesungen!“
Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Schon zu Beginn der Pandemie sorgte sich die Einrichtung darum, dass es möglicherweise irgendwann an Masken mangeln könnte – was nie passierte. In der Anfangsphase nähte deswegen eine ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Einrichtung Masken, Bewohnerinnen machten spontan mit und ein „Maskennäh-Grüppchen“ entstand. Weitere Idee der Bewohner: Mit einem großen aus einem Laken bestehenden Plakat ein Statement an die Fassade der Einrichtung zu hängen: „Alleine sein – nein. Gemeinsam – sein.“ Besser und pointierter könnte das Zusammenleben der Bewohner nicht beschrieben werden.
In unseren Senioren-Residenzen sorgen gemeinsame Aktivitäten und regelmäßige Veranstaltungen für Abwechslung.